Mental Load – Die unsichtbare Last im Alltag verstehen und reduzieren

Fühlst du dich oft erschöpft, obwohl du gar keine physisch anstrengende Arbeit verrichtest? Denkst du ununterbrochen an Aufgaben, die erledigt werden müssen, auch wenn du eigentlich entspannen willst? Dann könntest du unter Mental Load leiden. Dieser Begriff beschreibt die unsichtbare Denkarbeit, die nötig ist, um den Alltag zu organiseren. Vor allem in Partnerschaften und Familien ist der Mental Load häufig ungleich verteilt und wird mehrheitlich von Frauen getragen. In diesem Artikel erklären wir, was Mental Load genau ist, wie du ihn mit deinem Partner ansprichst und wie du deine Belastung nachhaltig reduzieren kannst.

Mental Load

1. Was ist Mental Load?

Der Begriff Mental Load bedeutet wörtlich übersetzt «mentale Last». Er bezeichnet die ständige gedankliche Belastung, die durch die Organisation und Koordination von Aufgaben im Alltag entsteht. Dabei geht es nicht nur darum, die Dinge zu erledigen (z. B. Einkaufen oder Waschmaschine putzen), sondern vor allem um das daran Denken, Planen, Organisieren, Vorbereiten und Delegieren.

Ein typisches Beispiel: Während dein Partner vielleicht gerne beim Kochen hilft, bist du diejenige, die daran denken muss, was gekocht wird, welche Lebensmittel dafür eingekauft werden müssen, ob noch genug Milch im Kühlschrank ist und wann die Spülmaschine ausgeräumt werden muss.

Equal Care Day – Bewusstsein für gerechte Verteilung von Sorgearbeit

Die Initiative Equal Care Day setzt sich für die Lösung dieses Problems ein: eine faire Verteilung von Care-Arbeit – also aller unbezahlten Tätigkeiten, die im Haushalt, in der Familie und in der Pflege Angehöriger anfallen. Der Aktionstag, der alle zwei Jahre am 29. Februar (Schaltjahr) oder am 1. März stattfindet, macht auf die fehlende Wertschätzung und ungleiche Verteilung von Sorgearbeit aufmerksam. Die Organisation stellt unter anderem hilfreiche Checklisten zur Mental Load-Analyse bereit, die dabei helfen, Aufgaben sichtbar zu machen und gerechter aufzuteilen. Hier kannst du die Mental Load Checkliste herunterladen: Equal Care Day – Mental Load Checkliste.

2. Wer ist besonders von Mental Load betroffen?

Studien zeigen, dass Mental Load in Beziehungen oft ungleich verteilt ist:

  • Frauen tragen häufig die Hauptlast: Trotz beruflicher Gleichstellung bleibt die Organisation des Haushalts oft in ihrer Verantwortung.
  • Eltern, insbesondere Mütter: Neben dem eigenen Berufsleben koordinieren sie Schulaufgaben, Arztbesuche, Freizeitaktivitäten und vieles mehr.
  • Alleinerziehende: Ohne Partner:in fehlt eine direkte Möglichkeit zur Aufteilung der Denkarbeit.
  • Menschen mit Care-Verantwortung: Wer sich um pflegebedürftige Angehörige kümmert, trägt oft eine hohe organisatorische Verantwortung.

Test & Checkliste: Bist du betroffen?

Mach den Selbsttest! Beantworte folgende Fragen mit Ja oder Nein:

  • Denkst du oft an Haushalts- oder Familienaufgaben, selbst in deiner Freizeit?
  • Musst du andere an ihre Aufgaben erinnern?
  • Fühlst du dich allein für die Organisation von Terminen und Verpflichtungen verantwortlich?
  • Hast du das Gefühl, dass du an alles denken musst, während dein Partner sich auf deine Anweisungen verlässt?

Wenn du mehrere Fragen mit Ja beantwortet hast, trägst du vermutlich mehrheitlich die Mental Load in deiner Beziehung.

3. Zeit-Rechner: Wie viel unsichtbare Arbeit leistest du?

Führe eine Woche lang ein Mental Load-Tagebuch und notiere jede Denkarbeit, die du leistest, inkl. Zeitaufwand. Typische Aufgaben:

  • Einkäufe planen und Listen schreiben
  • Arzttermine für die Familie koordinieren
  • Wäschemanagement (denken, was fehlt, was gewaschen werden muss)
  • Geburtstagsgeschenke organisieren

Berechne am Ende der Woche den Gesamtaufwand – du wirst erstaunt sein, wie viel Zeit für diese unsichtbare Arbeit draufgeht. Zusätzlich, zu der tatsächlichen Ausführung dieser Aufgaben.

4. Mental Load in der Partnerschaft ansprechen

Mental Load ist oft unsichtbar – und genau das macht es so schwer, ihn in einer Partnerschaft anzusprechen. Vielleicht fühlst du dich überlastet, während dein Partner gar nicht merkt, wie viel du im Kopf hast. Eine Veränderung ist nur möglich, wenn dein Partner versteht, dass es nicht nur um die Aufgabenverteilung geht, sondern darum, dass es dir gut geht und du in der Partnerschaft gleichwertig freie Zeit für dich zur Verfügung haben solltest.

5. Wie kannst du Mental Load reduzieren?

  • Delegieren: Verantwortung für den kompletten Prozess übertragen, anstatt nur einzelne Teilaufgaben zu verteilen.
  • Automatisieren: Digitale Kalender, Einkaufs-Apps und Essenspläne helfen, Routinen zu verschlanken.
  • Nein sagen: Nicht jede Aufgabe muss sofort oder überhaupt erledigt werden, zumindest nicht von dir.
  • Familienrat einberufen: Regelmäßige Besprechungen zur gerechten Aufgabenverteilung.
  • Externe Hilfe nutzen: Haushaltsnahe Dienstleistungen oder Kinderbetreuung entlasten langfristig. Achtung: auch diese Hilfe muss organisiert werden.

Starte jetzt!

Mental Load ist eine oft unterschätzte Belastung, die vor allem Frauen trifft. Doch mit bewusster Umverteilung, Kommunikation und der richtigen Organisation kannst du diese Last reduzieren. Nimm dir Zeit, deine eigene Situation zu analysieren, führe Gespräche mit deinem Partner und setze erste kleine Schritte zur Entlastung um.

Hier findest du 10 Schritte um deinen Mental Load jetzt zu reduzieren.

Weiterführende Ressourcen

  • Emma Clit: «You Should Have Asked« (Comic)
  • Eve Rodsky: «Auch Männer können bügeln« oder im englischen Original: «Fair play«
  • Trello, Notion oder Evernote zur digitalen Aufgabenverwaltung
  • Einschlägige Literatur & Forschung: Mehrere Studien und Werke beschäftigen sich mit dem Konzept des Mental Load:
    • Emma Clit: «You Should Have Asked» – Comic, der das Thema anschaulich erklärt.
    • Monique Haicault: Erste wissenschaftliche Untersuchungen zum Mental Load in den 1980er-Jahren.
    • Regina König: «Die erschöpfte Frau» – Buch über die Ursachen und Lösungen von mentaler Erschöpfung.
    • Studie der OECD (2019): Frauen leisten durchschnittlich 4,5 Stunden unbezahlte Arbeit pro Tag, Männer nur 2,5 Stunden.

Teile diesen Artikel mit Menschen, die ebenfalls von Mental Load betroffen sein könnten – und starte gemeinsam den Wandel!

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